Schechingen als bedeutender Marktort

Es existiert eine im Dorf gerne erzählte Legende, die besagt, dass den Schechingern das Marktrecht vom großen Kaiser Barbarossa verliehen wurde. Als Dank dafür, dass sie ihm nach einem Jagdausflug aus der Patsche halfen, als er im Wald beim Hag feststeckte.Das Jörg III. Adelmann 1492 von Kaiser Friedrich III. von Habsburg verliehene Marktrecht ist durch eine Urkunde verbrieft. Seitdem war es ihm und seinen Nachkommen ein Anliegen, die Märkte in Schechingen zu fördern und zu einer erfolgreichen Einrichtung zu machen. Es war nicht nur eine beträchtliche Einnahmequelle, sondern auch eine Gelegenheit zur Außendarstellung. Nachdem sich die ursprünglich zwei Viehmärkte prächtig entwickelt hatten, wurde das Marktgeschehen 1761 auf drei und 1765 auf jährlich vier doppelte Markttage erweitert. Sonntags war Krämermarkt zu dem auch Krämer aus Reutlingen oder Nördlingen anreisten; montags war Viehhandel. Schechingen wurde hinter Ellwangen zum größten Viehmarkt der Region. Beispielsweise wurden anno 1800 am Fastnachtsmarkt – aus heutiger Sicht fast unglaubliche – 817 Stück Vieh aufgetrieben. Dabei hätte dieser Markt noch besser ausfallen können, „wenn die Kälte und das Eis nicht gewesen wären“.Der wirtschaftlichen Bedeutung der „kaiserlich privilegierten“ Märkte angemessen, ließ der Ortsherr 1780 den Marktplatz in der heutigen regelmäßigen und großzügigen Form anlegen. Zusätzlich zu den am Marktplatz dominierenden Gebäuden des 1759 errichteten Rathauses und des von 1604 stammenden Löwenwirtshauses mit seinem noblen Diamantbossenportal ließ der Ortsherr für die Schultheißenfamilie Kuhnle ein repräsentatives Gebäude erstellen.Mit dem neu gestalteten Marktplatz war Schechingen, wie seither immer wieder und mit Stolz festgestellt worden ist, allen vergleichbaren Orten und vielen Städten im weiten Umkreis voraus. Markttage waren Fixpunkte im Jahresablauf und waren Festtage für die ganze Bevölkerung, für Jung und Alt, für Mägde und Knechte. Auch der Pfarrer passte sich an und begann den Gottesdienst früher als sonst. Für die Mitglieder der herrschaftlichen Familie sowie der benachbarten Adelshäuser und diesen nahestehende Persönlichkeiten waren die Märkte eine willkommene Gelegenheit, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren und in den zwei Schechinger Wirtshäusern intensiv Einkehr zu halten. Auch der am Marktplatz wohnende Pfarrer und sein Kaplan reihten sich in das bunte Treiben vor ihrer Haustür ein. Neubronns Pfarrer Pahl ließ sich im Pferdeschlitten zum Fastnachtsmarkt kutschieren.Märkte waren naturgemäß auch attraktive Betätigungsfelder für Besucher mit unlauteren Absichten.  „Sacklanger“ und „Beutelschneider“ fanden in dem Gedränge der Marktbesucher ein ideales Betätigungsfeld.

An dieser Stelle finden Sie in den nächsten Wochen Ausschnitte aus: Reinhold Fischer, „Aufruhr in Schechingen und Hohenstadt – Wie sich die Untertanen gegen ihren Landesherrn Joseph Anselm Graf Adelmann zur Wehr setzten“, 1. Platz beim Landepreis für Heimatforschung 2024. Erhältlich in der Metzgerei Fischer in Schechingen.