Naturschutzgebiet Schechinger Weiher hat hohe Bedeutung für Wasservögel

Das Regierungspräsidium Stuttgart hat uns folgende Pressemitteilung zukommen lassen:

Regierungspräsidentin Susanne Bay: „Störungen durch Besucherinnen und Besucher sollen durch eine Leitschnur minimiert werden“
Versierte Beobachter sind beunruhigt: Der für Wasservögel attraktive Schechinger Weiher, seit 1999 Naturschutzgebiet, verarmt immer mehr. Früher seien Bekassinen, Kiebitze und andere Watvögel am Weiher beobachtet worden. Heute sucht man diese Arten vergeblich. Das Regierungspräsidium, als höhere Naturschutzbehörde verantwortlich für das Naturschutzgebiet, muss handeln. Regierungspräsidentin Susanne Bay: „Auch wenn es noch andere Gründe für den Artenschwund geben mag, ist der enorme Besucherdruck eine der Hauptursachen. Viele Spaziergänger laufen direkt am Ufer entlang und lassen ihre Hunde sogar ins Wasser springen. Das möchten wir durch eine Abgrenzung mit einer Leitschnur künftig verhindern. Alle Bürgerinnen und Bürger können mithelfen: Bleiben Sie zum Schutz unserer heimischen Tierwelt auf den asphaltierten Wegen und betreten Sie nicht die Wiesen rund um den Weiher. Lassen Sie Hunde nicht in den Weiher oder auf die Wiesen laufen. Nur so können Vögel und andere wildlebende Tiere hier überleben.“
Das Naturschutzgebiet wird regelmäßig von Ornithologen untersucht. Das Ergebnis gibt zu denken: Viele Vogelarten, die einst am Schechinger Weiher brüteten, sind in den letzten Jahren verschwunden. Zum Beispiel der Zwergtaucher, den die zunehmende Freizeitnutzung bei der Brut gestört hat. Selbst das weit verbreitete Blässhuhn, erkennbar an seinem schwarzgrauen Federkleid, dem weißen Schnabel und der weißen Stirn, der sogenannten Blesse, kommt nur noch zur Nahrungssuche. Sein in der Ufervegetation angelegtes Nest ist nicht mehr sicher vor Störungen, folglich können keine Küken aufgezogen werden. Immerhin brütet der Sumpfrohrsänger noch in der Nähe des Schechinger Weihers. Der virtuose Sänger, der viele Vogelgesänge nachahmen kann, klettert gern an Schilfhalmen auf und ab und pickt kleine Insekten, Spinnen und Schnecken auf. Wenn er gestört wird, stößt er einen lauten Warnruf aus. Im September bricht er zu seinem Winterquartier im tropischen Afrika auf und kehrt erst im Mai zurück.
Andere Zugvögel suchen dagegen den Schechinger Weiher zwischen Herbst und Frühjahr als Zwischenstation oder als Winterquartier auf. In den letzten Jahren wurden hier verschiedene Entenarten – Knäk-, Krick-, Löffel- und Schnatterente – beobachtet. Um Nahrung zu suchen, kommen auch Grau- und Rostgänse, Höckerschwäne, Fischadler, Schwarz- und Weißstörche und ganz selten auch der Zwergtaucher.
Das Naturschutzgebiet hat zwar immer noch eine hohe Bedeutung für die Vogelwelt, doch der Artenschwund schmerzt. Damit Kiebitz und Co. eine Chance haben, zurückzukehren, arbeitet die Naturschutzverwaltung kontinuierlich an besseren Lebensbedingungen für Wasservögel und viele weitere Tiergruppen, wie Amphibien und Libellen. Neben Maßnahmen der Aufklärung und Besucherlenkung zählt dazu, dass hochgewachsene Ufergehölze in den vergangenen Wintern gestutzt wurden. Denn viele Wasserlebewesen benötigen sonnige Ufer, und manche Vogelarten schätzen offene Landschaften mehr als hohe Bäume und dichte Hecken. Ein weiterer Aspekt: weniger Ufergehölze bedeuten, dass auch weniger Laub in den Weiher fällt. Das wirkt dem Nährstoffeintrag und der Verlandung des Weihers entgegen. Gegen menschliche Störungen hilft aber nur, wenn Besucherinnen und Besucher Rücksicht auf die Belange der Natur nehmen nach dem Motto „Natur erleben, ohne sie zu zerstören“.

Naturschutzgebiet Schechinger Weiher hat hohe Bedeutung für Wasservögel

Hintergrundinformationen:

Geschichte des Schechinger Weihers

Den heutigen Weiher hat die Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Stuttgart 1995 auf einem landeseigenen Grundstück anlegen lassen. Ein historischer Weiher auf dem Gröninger Feld soll um 1800 von durchziehenden französischen Soldaten entleert und der Fischbestand geplündert worden sein. Später legte man in der Gegend mehrere Eisweiher an. Die im Winter aus den gefrorenen Seen herausgesägten Eisblöcke dienten zum Frischhalten von Nahrungsmitteln, insbesondere Bier. Nachdem die Eisweiher mit der Einführung elektrischer Kühlgeräte überflüssig geworden waren, wurden sie aufgefüllt; es bildeten sich Feuchtwiesen. In den 1950er-Jahren wurden die Wiesen entwässert und in Wirtschaftsgrünland umgewandelt. 1987 stellte der Arbeitskreis Naturschutz Ostwürttemberg den Antrag, das Grundstück durch das Land Baden-Württemberg zu erwerben und im Zuge der Biotopvernetzung in ein Feuchtgebiet umzuwandeln. Das Grundstück wurde 1989 erworben.